Ein Angeljahr im Sauerland – die zweite
Vier Tage nach meinem letzten Ausflug zog es mich erneut ans Wasser. Das gleiche Gewässer, der gleiche Abschnitt – nur diesmal fischte ich flussaufwärts. Die Bedingungen waren ähnlich wie beim letzten Mal: leicht angetrübtes Wasser, milde Temperaturen. Der Wind war insgesamt kräftiger, aber die Böen längst nicht so tückisch wie zuvor. Es fühlte sich fast wie ein direktes Weitererzählen an.

Ich begann wieder am vertrauten Abschnitt, alles passte. Die Vorfreude war groß, denn die Erinnerung an den letzten Tag war noch frisch, und ich hoffte auf ein ähnlich stimmiges Erlebnis.

Da meine alten Vision Loikka Wat-Schuhe den ersten Trip nicht überstanden hatten, hatte ich mir neue Wat-Schuhe zugelegt – Guideline HD Boots. An diesem Tag konnte ich sie zum ersten Mal testen. Der Halt war spürbar besser, und vor allem im felsigeren Bereich merkte ich sofort, wie viel stabiler und trittsicherer ich unterwegs war. Ein klarer Gewinn.
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Ein besonderer Moment mit der Perdigon
Am Ufer, unter einem ausladenden Baum, stand ich kniehoch in Brennnesseln. Ich wollte eine neu gebundene Perdigon-Nymphe testen – schlicht, schlank, mit glänzendem Körper, genau für diese Strömung gedacht. Mit zwei Rollwürfen legte ich die Nymphe stromauf, in Richtung eines im Wasser liegenden Baumes. Beim dritten Wurf entschied ich mich, die Drift genau zu beobachten.
Das Wasser war hier etwa einen Meter tief. Ich holte die Schnur bei leicht angewinkelter Rutenstellung ein, bis ich die Nymphe grundnah sehen konnte. Dann hob ich die Rute langsam an, sodass sie knapp unter der Oberfläche stand. Anschließend senkte ich die Rute wieder ab und ließ die Nymphe mit der Strömung flussabwärts treiben – ruhig, kontrolliert. Diese Bewegung wiederholte ich, um zu sehen, wie sich die Nymphe verhielt.
Beim zweiten Zurückführen – ohne Schnur nachzulassen – tauchte plötzlich von links vorne eine Bachforelle auf. Sie bewegte sich direkt auf die Nymphe zu. Instinktiv führte ich die Bewegung weiter, ganz ruhig. Kurz unter der Wasseroberfläche öffnete die Forelle das Maul und nahm die Nymphe. In Gedanken lief alles in Zeitlupe ab – ich sah das Maul aufgehen, die Flanke in der Strömung blitzen. Dieses Erlebnis bleibt unvergesslich. Das war definitiv der Höhepunkt des Tages. So etwas habe ich in über 20 Jahren Fliegenfischen noch nicht erlebt.



Fische munter – aber ohne Höhepunkt
Die Fische waren insgesamt munterer als beim letzten Mal. Ich konnte an mehreren Stellen Reaktionen beobachten – kurze Nachläufer, kleine Schattenspiele, ein paar vorsichtige Kontakte. An diesem Tag konnte ich fünf schöne Bachforellen überlisten. Es fühlte sich alles lebendiger an. Ich fischte mich weiter durch den Abschnitt, probierte verschiedene Muster, Tiefen und Techniken – aber der große Wurf wollte nicht gelingen. Kein Ausnahmekontakt, kein besonderer Drill. Und trotzdem war der Tag mehr als lohnend.


Smartphone, die zweite – ein Missgeschick am Wasser
Man darf es kaum erzählen, aber ich habe es tatsächlich geschafft, das Smartphone meiner Frau zu ertränken. Dieses Mal wollte ich unbedingt ein paar Bilder machen. Da mein eigenes Handy – wie im ersten Bericht erwähnt – auf den Asphalt gefallen war, hatte ich mir kurzerhand das Smartphone meiner Frau mitgenommen.
Ich machte ein paar schöne Aufnahmen und entschloss mich dann spontan, den Auslauf am Ende der Strecke noch zu befischen – eigentlich hatte ich das gar nicht vorgehabt. Nach dem letzten Bild steckte ich das Telefon in die Außentasche meiner Wathose. Die Außentaschen sind Netztaschen – also alles andere als wasserdicht. Ihr ahnt es sicher schon …
Um an den Auslauf zu gelangen, musste ich durch eine tiefe Rinne waten, das Wasser reichte nur wenige Zentimeter unter den Rand der Wathose. Ich ging vorsichtig hindurch, das war’s ...
Kein Sturz, kein großer Moment – einfach still und leise: durchtränkt. Totalschaden.
OHNE WORTE

Dieses Ereignis hat mir meine Motivation völlig geraubt. Ich fischte noch ca. 3 Stunden recht unkonzentriert und wenig motiviert weiter, aber es fühlte sich alles nicht mehr gut an.
 


Fazit
Zurück bleiben zwei Erlebnisse, wie sie gegensätzlicher kaum sein könnten: der eine Moment – ruhig, intensiv und so schön, dass ich ihn wohl nie vergessen werde. Der andere – so unnötig und ärgerlich, dass ich mir im Nachhinein nur an den Kopf fassen kann.

Vielen Dank fürs Lesen
Maik




 

Ein Tag am Wasser – Fliegenfischen im Sauerland 
Nach langer Zeit des Wartens und Träumens war es endlich wieder so weit: Ein Tag am Wasser, ganz für mich, mit der Fliegenrute in der Hand. Am Nachmittag, gegen 14 Uhr, kam ich am Fluss an – einem meiner Lieblingsabschnitte im idyllischen Sauerland.

Der unerwartete Zwischenfall
Beim Aussteigen aus dem Auto passierte es: Mein Handy rutschte mir aus der Hand und fiel unsanft auf den Asphalt. Danach funktionierte es nicht mehr. Ich hätte den Tag gern mit ein paar Fotos festgehalten, aber vielleicht war genau das auch ein kleiner Segen. Denn so blieb der Blick frei für das Erleben selbst. Vielleicht ist das sogar ein Grund, warum ich diesen Bericht so ausführlich schreibe – um festzuhalten, was mir an Bildern verwehrt blieb.

Die Vorfreude und die ersten Eindrücke
Die Vorfreude war groß, denn solche Tage sind selten geworden. Das Wasser war an diesem Tag leicht angetrübt, fast schon geheimnisvoll in seiner Farbe, und führte mäßig. Die Bedingungen waren nicht ideal, aber genau das macht den Reiz aus. Die Sonne stand hoch am Himmel, doch der stetige Wind mit seinen starken böigen Spitzen machte es mir Wurftechnisch nicht immer leicht.

Erster Abschnitt: Stille und Konzentration
Der erste Abschnitt, den ich mir vornahm, war ein breiter, ruhig fließender Teil des Flusses – perfekt, um verschiedene Muster auszuprobieren und mich wieder in den Rhythmus des Werfens hineinzufinden. Es war eine stille, fast meditative Atmosphäre, nur unterbrochen vom leisen Plätschern des Wassers und dem Surren der Insekten in der Luft. Ich war ganz in meinem Element. Ich warf viel, konzentriert und ausdauernd, ließ die Nymphen abdriften und die Trockenfliegen tanzen. Vier Mal spürte ich das aufregende Ziehen an der Leine – vier Kontakte, die den Puls kurzzeitig schneller schlagen ließen.
Zwei davon führten schließlich zum Erfolg: prächtige Bachforellen, wild gezeichnet, kräftig und wunderschön. Sie lieferten einen spannenden Drill und erinnerten mich daran, warum ich diesen Sport so liebe.

Begegnung mit den Äschen
Auf eine länge von ca.200 Metern konnte ich sechs stattliche Äschen spotten. Alle waren an unterschiedlichen Stellen zu finden. Das spannendste Erlebnis war, als ich eine der Äschen in einem tiefen Kolk entdeckte. Ich stand selber fast bis zum Bauch im Wasser und watete nur sehr langsam, als ich den Fisch etwa 5 bis 6 Meter vor mir entdeckte. Ich beobachtete, wie sie sich bewegte – leider war sie völlig inaktiv. Natürlich versuchte ich mein Glück, doch ein Happy End blieb aus. Nur eine der gespotteten Äschen zeigte sich ein wenig bewegungsfreudiger und nahm scheinbar Nahrung aus der Strömung. Die anderen verharrten nahezu unbeweglich.

Fremdkörper im Fluss
Zwischendurch, im Verlauf des Tages, fielen mir eine leere Getränkedose auf, die tief unten am Grund lag und von der Strömung langsam über das Kiesbett gerollt wurde – träge, aber unübersehbar fehl am Platz inmitten der natürlichen Harmonie des Flusses. Die Dose hatte ein helles glänzendes Blau, und im getrübten Wasser, besonders durch den Reflex des Sonnenlichts, das bei der Drehbewegung der Dose aufblitzte, dachte ich zunächst, es sei die Flanke eines aktiven Fisches. Erst beim näheren Hinsehen erkannte ich, was es wirklich war. Die Dose war nicht leicht zu erreichen, aber ich habe sie trotzdem rausgeholt.

Wechsel des Abschnitts und neue Herausforderungen
Gegen 18:00 Uhr wechselte ich den Abschnitt und suchte mir eine andere Stelle. Das Wasser war hier mäßig breit, eher flach und durchzogen von starken Riefen. Der Druck des Flusses war spürbar höher, und die Strömung kräftiger. Ich bewegte mich ohne Watstock im Wasser, was mich mehrmals beinahe in ein kühles Bad geführt hätte. Doch die Herausforderung reizte mich, und ich war gespannt auf das, was noch kommen würde.

Die Fliege des Tages: Appetizer
Die Fliege des Tages war der Appetizer. Nach dem dritten Wurf hatte ich bereits den ersten Kontakt. Leider sollte es der einzige in diesem Bereich bleiben. Ich fischte noch etwa eine Stunde stromabwärts und testete verschiedene Stellen: mal sehr stark strömende Bereiche, mal ruhigere Zonen mit interessanten Kehrwässern und Rieselstellen. An einer dieser Stellen hatte ich vor Jahren einmal eine große Bachforelle vom Grund geholt.
Dieses mal blieb der Erfolg aus.

Ein Insektenmeer und ein ruhiger Tag
Den ganzen Tag über war das Wasser von einer unglaublichen Menge an Insekten belebt – Köcherfliegen, Sedges und Eintagsfliegen flogen in dichten Schwärmen, ab und zu auch eine Maifliege. Es war wirklich beeindruckend, wie viele Insekten unterwegs waren, und dennoch lockte das Schauspiel kaum einen Fisch an die Oberfläche. Ich sah nur fünf Fische, die in gewisser Distanz an die Oberfläche kamen.

Letzter Abschnitt und Fazit
Gegen 19:30 Uhr wechselte ich ein letztes Mal die Stelle. Ich fischte bis zum Einbruch der Dunkelheit und probierte alles aus: starke Strömungen, tiefere Kolke, flache Wasserpartien – und auch verschiedene Fliegenmuster, von Trockenfliegen über Nymphen bis hin zu Streamern und Hopper-Dropper-Kombinationen. Doch trotz aller Versuche blieb es ruhig. Kein Fisch nahm meine Köder. Manchmal ist es eben nicht der Tag, aber das gehört dazu.
Gegen 21:30 Uhr, als die Sonne langsam hinter den Hügeln verschwand und das Licht golden über der Wasseroberfläche lag, packte ich meine Sachen zusammen und beendete meinen Fischtag – zufrieden, ruhig und mit dem Gefühl, genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. Es war ein schöner, erfüllter Tag – mitten in der Natur. Natürlich hätte ich mir ein paar mehr Kontakte und vielleicht auch den einen oder anderen zusätzlichen Fang gewünscht. Gerade an solchen seltenen Tagen hofft man doch insgeheim auf ein kleines Wunder am Wasser. Doch am Ende war das alles nicht entscheidend. Das Gesamtpaket stimmte – die Landschaft, das Licht, die Ruhe, das Wasser, die Bewegung und das einfache Dasein draußen. Besonders das abendliche Naturschauspiel mit den unzähligen Insekten, die im diffusen Licht über der Wasseroberfläche tanzten, wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.
Vielen Dank fürs Lesen
Maik